Umgang mit Bildern auf Leinwand: Hintergrundwissen und praktische Tipps
Leinwand als Trägermaterial für Bilder hat viele Vorteile gegenüber Holz oder Papier. Leinen ist robust, sehr leicht und flexibel, da man es für Transporte vom Keilrahmen nehmen und zusammenrollen kann. Aber was ist ein Keilrahmen genau und was sollte man beim Umgang mit Leinwänden beachten? Hier ein paar Hintergrundinfos sowie Tipps und Tricks zum Thema:
Der Keilrahmen –
schlanker Träger mit großer Wirkung
Ein Keilrahmen ist eine aus Holzleisten zusammengesetzte Konstruktion, die als Träger für Bilder dient, welche auf Leinen oder anderen Textilien entstanden sind. Die Leisten werden aus Nadelhölzern wie Fichte, Tanne oder Kiefer hergestellt und an den Ecken zusammengesteckt. Durch die Bespannung mit dem Textil wird das Gerüst stabil.
→ Exkurs: Kleine Geschichte der Leinwand
In der Zeit des Übergangs von Spätmittelalter auf Frührenaissance malte man hauptsächlich auf Holz. Das Tafelbild wurde aber bald von der Leinwandmalerei verdrängt, hauptsächlich aus technischen Gründen, da große Formate auf Holz schwer umzusetzen waren. Durch das Wandbild war man an monumentale Größen gewöhnt, ab Mitte des 14. Jahrhunderts ging man deshalb dazu über, Gewebe als Bildträger zu verwenden. Diese waren in gewünschter Länge verfügbar und die Breiten konnte man durch Aneinandernähen der Stoffbahnen beliebig erweitern. Um eine ebene Malfläche zu erhalten, wurden die Bilder schon damals auf Holzrahmen gespannt. Die Benutzung von Holztafeln wurde im 17. Jahrhundert immer seltener, bis sie in der Zeit des Impressionismus kaum noch zu finden war. Im 18 Jahrhundert trat das Maltuch einen Siegeszug durch die ganze Welt an, bis heute ist es der beliebteste Bildträger für Malerei.
Beschaffenheit des Keilrahmens –
worauf muss ich achten?
Keilrahmen sind in verschiedenen Stärken erhältlich. Der Standard-Keilrahmen hat eine Breite von 4,5 cm und eine Tiefe von 1,8 cm. Wir empfehlen diese Stärke, wenn die Leinwand mit einem klassischen Bilderrahmen versehen werden soll. Tiefere Keilrahmen würden an der Rückseite des Bilderrahmens überstehen. Es gibt zwar auch klassische Bilderrahmen mit tiefem Falz, die Auswahl ist jedoch eingeschränkt. Im Handel erhält man Keilrahmen bis zu einer Breite von 7 cm und einer Tiefe von 4,5 cm.
→ Tipp: Verwende hochwertige Keilrahmen mit ausreichender Stärke!
Stärkere Keilrahmen empfehlen wir vor allem dann, wenn die Leinwand ohne Rahmen gehängt werden soll oder die Größe des Bildes einen Meter übersteigt. Durch die größere Tiefe entsteht der Eindruck von Plastizität an der Wand, außerdem erhöht sich die Stabilität. Holz ist ein organisches Material, das arbeitet. Starke Schwankungen der Luftfeuchtigkeit können ein Verziehen der Leisten bewirken. Um dies zu verhindern, sollte Keilrahmenholz immer mehrfach verleimt und fachgerecht getrocknet sein. Billigprodukte hingegen weisen oft schlechte Qualität auf!
→ Achtung: Ein verzogener Keilrahmen lässt sich nicht reparieren! Es bleibt nur die Möglichkeit, das Bild abzuspannen und neu auf einen hochwertigen Rahmen zu spannen.
Leisten, Keil und Kreuz –
Die Bestandteile des Keilrahmens
Der Keilrahmen besteht aus vier Leisten, deren Ecken in Gehrung geschnitten und durch Nut und Feder zusammengesteckt werden, ohne sie zu fixieren. Durch das Bespannen der Konstruktion mit dem Textil wird das Gerüst stabil. Die Spannung kann durch acht in die Eckverbindungen eingesetzte Keile reguliert werden. Durch Bearbeitung mit einem Hammer treibt der Keil die Leisten auseinander, die Spannung wird erhöht. Durch Lockern oder Entfernen wir der Druck verringert.
Größere Leinwände sollte man auch im Inneren der Konstruktion stabilisieren. Dies kann durch ein Zwischenstück sowie Einfach- Doppel- oder Viererkreuze bewerkstelligt werden, die in vorgefertigte Nuten gesteckt werden können.
An der Außenkante der Vorderseite hat der Keilrahmen eine Wulst, auf der die Leinwand aufliegt. Ohne diese Wulst würde die Leinwand mit der gesamten Leiste in Berührung kommen, und der Keilrahmen würde sich im Laufe der Zeit auf dem Bild abdrücken.
→ In der Biedermeierzeit beispielsweise hat man gewöhnliche Latten als Rahmen verwendet, die keine Profilierung der Außenkanten aufwiesen. Wir bekommen immer wieder Bilder aus dieser Zeit, bei denen sich die Innenkanten am Bild durchdrücken. Solche Schäden kann nur noch ein Restaurator beseitigen.
Du möchtest dein eigenes Bild auf Keilrahmen spannen? Bald wird in diesem Blog ein Artikel veröffentlicht, in dem du lernen kannst, wie das geht.
→ Tipp im Vorhinein: Lass ausreichend Stoff an den Rändern stehen, damit du das Bild an der Rückseite fixieren kannst. So lassen sich hässliche Ränder mit Nägeln oder Klammern vermeiden!
Hier noch einmal die wichtigsten Tipps:
→ Verwende hochwertige Keilrahmen
→ Verwende die richtige Stärke der Keilrahmen, vor allem bei großen Bildern
→ Stabilisiere große Leinwände mit Zwischenstücken
→ Erhöhe die Spannung deiner Leinwand, indem du mit einem schmalen Hammer die Keile auf der Rückseite (vorsichtig) hineintreibst.
→ Für´s Bespannen: Lass genügend Gewebe am Rand des Bildes stehen, damit du das Bild an der Rückwand fixieren kannst.
Du hast noch Fragen zu diesem oder einem anderen Thema?
Wir beantworten diese gerne: 01 368 35 01
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